Die Abwehrtaktiken der Systemparteien im Wahlkampf 2017

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D i e   A b w e h r t a k t i k e n   de r   S y s t e m p a r t e i e n   i m   W a h l k a m p f   2 0 1 7

Grundsätzliche Überlegungen zur Funktion der sogenannten Parteirebellen im Bundestagswahlkampf

 

 

September 2016

 

 

Sämtliche systembejahende und systemnutznießende Parteien hatten instinktiv und fast ohne Verzögerung die Gefahr erkannt, die ihnen von der Gründung einer alternativen, systemkritischen Partei drohen würde. Das Jahr 2013 wurde als Schicksalsjahr erfaßt, wenn auch nicht öffentlich, so doch in internen Beratungen.

Zum ersten Mal seit Scheitern der Partei „Die Republikaner“ drohte der Verlust der mit Steuergeldern finanzierten Pfründe. Die Gefahr, sich schlimmstenfalls einen Broterwerb auf dem freien Arbeitsmarkt suchen zu müssen, mobilisierte die Abwehrkräfte aller Profiteure des Parteienstaatswesens.

Die ideologisch de facto gleichgeschalteten Parteien suchten und fanden Unterstützung bei den etablierten Medien.Diese Medien stehen erwiesenermaßen unter dem Einfluß von Denkfabriken, NGOs und Stiftungen, welche keine deutschen, sondern transatlantische Interessen vertreten.

Weitere Hilfstruppen rekrutierten sich aus dem Finanzsektor, der Konzernwirtschaft inklusive der Arbeitgeberverbände und den Organisationen der sogenannten Zivilgesellschaft. Dieser kartellartige Verbund konzentrierte sich einvernehmlich auf das strategische Ziel, die AfD möglichst sofort und noch vor der Entwicklung eigener Parteistrukturen verschwinden zu lassen. Die Art des Verschwindens sollte im Idealfall ein lang wirkendes Abschreckungspotential ausstrahlen,um jeden weiteren Versuch in dieser Richtung zu unterbinden. Dafür bediente man sich dreier Taktiken.

Taktik 1 bis 3

 

Taktik Nr. 1 – die klassische Anfangstaktik – setzt sich aus drei Elementen zusammen: a. ignorieren, b. verschweigen oder c. mit der Nazikeule diskriminieren.

Die Überzeugung, daß die AfD dadurch von selbst verschwinden würde, fußt auf zahlreichen Erfahrungen der letzten Jahrzehnte, in denen diese Taktik zur Verhinderung von oppositionellen Organisationen immer funktioniert hatte. Diesmal aber hatte sich diese Taktik – zur großen Überraschung der Systemverteidiger – als ineffektiv erwiesen. Die AfD wuchs und baute unbeeindruckt von diesem taktischen Sperrfeuer ihre interne Organisation weiter auf.

Bei der Taktik Nr. 2 handelt es um jene Taktik, die bis zum AfD-Bundesparteitag 2016 forciert eingesetzt wurde: Einerseits hatten die gleichgeschalteten Medien alles versucht, um die AfD per Wort, Bild und denunziatorischer Recherche zu zerlegen. Andererseits wurden parallel dazu zahlreiche AfD-Mitglieder persönlich von den Antifa-Rotfrontkämpferbund-Truppen physisch attackiert.

Das Establishment ging von der sicheren Erwartung aus, daß durch diesen Zangenangriff die AfD nicht mehr in der Lage sein werde, einen weiteren organisatorischen Aufbau zu leisten. Die AfD könnte sich dann nicht mehr im öffentlichen Raum entfalten. Der Störenfried müßte dann folgerichtig aufgeben und resigniert sich auflösen.

Das Vertrauen in den zielgerichteten Einsatz von Gewalt, flankiert von Droh- und Verleumdungskampagnen der Systemmedien, ließ Selbstgefälligkeit und moralisierende Selbstüberhöhung der Drahtzieher in den regierungskonformen Parteien und Organisationen wuchern. Abstoßender Hochmut und lächerliche Realitätsblindheit wurden zu Kennzeichen des Systempersonals.

Irgendwann kam es zu einem Umschlag, der von großen Teilen der schweigenden Öffentlichkeit wohlwollend aufgenommen wurde. Diejenigen, die mittlerweile im Lager der kritischen und alternativ informierten Bürger angekommen waren, wandten sich angeekelt von dieser Negativ-Auslese aus steuerfinanzierten Politdarstellern ab.

Die Selbstentlarvung der politischen Klasse trug dazu bei, daß sich trotz dieser Taktik das Wachsen des Mitgliederbestands der AfD nicht verhindern ließ. Die taktische Niederlage wurde noch dadurch verstärkt, daß die politisch-öffentliche Themenpalette immer öfters von einzelnen Persönlichkeiten aus den national-konservativen Reihen der AfD markant beeinflußt wurde.

Daher blieb der politischen Kaste nichts anderes übrig, als zur Taktik Nr. 3 zu wechseln, der Notbremse im Hinblick auf die kommenden Bundestagswahlen. Parallel dazu laufen automatisch die Taktiken 1 und 2 weiter. Einerseits deswegen, um nichts unversucht zu lassen. Andererseits will man die Gelder nicht verfallen lassen, die von staatlicher und halbstaatlicher Seite für den Straßenterror zur Verfügung gestellt wurden.

Taktik Nr. 3 besteht in dem operativen, planvollen Handeln, die politischen Kernaussagen der AfD auf zu weichen und so weit zu verwässern, bis von einer echten politischen Alternative nichts mehr übrig bleibt. Der klassische Weg, dies zu erreichen, ist die Aufspaltung der AfD in zwei oder sogar mehrere Lager unter Vermeidung einer Parteispaltung.

Bei der Durchführung bedient man sich neben der klassisch-desinformierenden Propaganda und Denunziation auch der Möglichkeit, die persönlichen Schwächen bei zahlreichen AfD-Spitzenfunktionären gezielt mittels korrumpierender Angebote auszunutzen.

Lager A und B

Lager A soll sich aus den gemäßigten, noch halbwegs politisch-korrekten, auf Reform und Systemreparatur bedachten Mitgliedern zusammensetzen – sie können später dann als die Guten und Anständigen behandelt und mit satt dotierten Posten belohnt werden. Die favorisierten Ansprechpartner dieses Lagers sind besonders jene Sympathisanten eines Politikverständnisses aus dem Zeitabschnitt von Lucke und Henkel, die nach der Parteispaltung wider Erwarten in der AfD verblieben sind.

Lager B soll das Böse schlechthin verkörpern – Nazi, Autobahn und weiße Hautfarbe in Einem. Zu diesem Lager werden der radikale, systemkritische Flügel ebenso gehören wie die freiheitlichen, anti-etatistischen Einzelkämpfer unter den Basis-Mitgliedern.

Bei der operativen Durchführung von Taktik Nr. 3 besteht jedoch für die politische Klasse ein hohes Risiko. Dem Lager der Guten und Anständigen muß es gelingen, die alleinige Führung innerhalb der AfD zu erobern und langfristig auszuüben, ohne daß es zu einer Spaltung kommt. Nur dadurch wird es möglich sein, die Programmatik der AfD zu verwässern, die politische Ausrichtung weich zu spülen und scharfkantige Persönlichkeiten von wichtigen Positionen fernzuhalten.

Mit dieser Vorgehensweise müßte es dann endlich gelingen, die AfD mit ihrer größtenteils fundamental-oppositionell tickenden Mitgliederbasis in eine reformwillige, gemäßigte Partei zu transformieren.

Mißlingt aber diese Taktik, wird sich vor dem nächsten Wahltermin die AfD zum zweiten Mal spalten. Das oppositionelle Lager wird sich wie nach der ersten Spaltung neu organisieren. Kurzfristig sind dann immer noch mindestens 6 Prozent Zustimmung aus der Wählerschaft zu befürchten.

Es gibt historische Beispiele, die belegen, wie eine Partei dieser Größenordnung dank eines radikalen, kompromißlosen Programms in der Lage ist, sowohl den politischen als auch den metapolitischen Raum zu dominieren und langfristig sich zur größten Partei zu entwickeln.

Das Lager B – die Paria, das radikale Pack – bleibt für das System, ob Spaltung oder nicht, weiterhin sowohl politisch als auch propagandistisch gefährlich. Deren Mitglieder verfügen nämlich über die technischen und psychologischen Potentiale, um das Informations- und Kommunikationsmonopol des Establishments zu umgehen.

Denn die drei Hauptgefahrenquellen für die gegenwärtige Politkaste sind neben einer fundamental-oppositionellen AfD und deren Vorfeldorganisationen die alternative freie Presse und das nur selektiv zu kontrollierende Internet.

Bei der Durchführung der Zersetzungstaktik – also bei der Aufspaltung in sich bekämpfender Lager unter Vermeidung einer Parteispaltung – werden zusätzlich zwei „Gefechtsfelder” aktiviert: Die angebliche Themeneinfalt der AfD und das unbotmäßig radikale Abweichen einzelner Parteimitglieder von der von den Systemparteien vordefinierten angeblich seriösen Mitte.

Zu dem taktischen Versuch, der AfD eine Monothematik vorzuwerfen, ist anzumerken:

Monothematik

Seit den ersten Monaten nach der alternativen Parteigründung konnte sich jeder schon im Vorfeld, sofern er es wollte, über die Vielfalt der Themen informieren, die im Zusammenhang mit einem als notwendig erachteten politischen Umbruch diskutiert wurden.

Öffentlichkeitswirksamer Aufhänger war zwar die Euro-Problematik, weitere Themen standen aber von Anbeginn in gut organisierten Arbeitsgruppen auf der Tagesordnung, z. B. der EU-Austritt, der Nato- und UNO-Austritt, Themenfelder wie Identität, Souveränität und Nation, Gesprächszirkel über Sozialstaat versus Marktwirtschaft, Familienpolitik, Kampf gegen Genderwahn, Klimawandelwahn und Politische Korrektheit, Ablehnung des Steuersystems, Falschgeldproblematik, Goldstandard, fiat money und zahlreiche weitere Themen, die das politische Leben beeinflussen.

Allerdings wurde der Diskussionsstil intern schon frühzeitig immer schärfer, die Diskussionsverbote wurden immer rigider, bis es schließlich zu der notwendigen Parteispaltung in 2015 kam. Erwartungsgemäß ging das fundamental-oppositionelle Lager der AfD gestärkt aus dieser Spaltung hervor.

Vorläufige Auswertung: Der Vorwurf der Themeneinfalt findet bei der Wählerschaft immer weniger Gehör. Diese taktische Maßnahme wird zukünftig im Sande verlaufen.

Entfernung von der „bürgerlichen Mitte“

Der Vorwurf, sich von der sogenannten „seriösen“ oder auch „bürgerlichen Mitte“ entfernt zu haben, wird zwangsläufig zur Polarisation innerhalb der AfD führen. Die Frage stellt sich, wie viele Mitglieder an der Basis im Gegensatz zur AfD-Funktionärsschicht bereit sein werden, die Definitionshoheit des politischen Gegners weiterhin zu akzeptieren.

Gewinnt das Lager der politisch inkorrekten, freiheitlich gesinnten Mitglieder, indem sie jede Hegemonie der Linkskultur beispielsweise über die deutsche Sprache und politisch etablierte Begriffe wie „bürgerliche Mitte“ konsequent ablehnen, laufen die Vorwürfe der Gegner automatisch ins Leere.

Vorläufige Auswertung: Verhält sich die AfD stur politisch inkorrekt und verzichtet auf jede Form einer Selbstrechtfertigung, wird auch diese taktische Maßnahme der Gegner scheitern.

Wechsel im Kanzleramt

Eine weitere Notwendigkeit der politischen Klasse, die Taktik Nr. 3 – Weichspülung der AfD – zu forcieren, entstand durch das sich abzeichnende Auswechseln der sogenannten Regierungschefin.

Zur Erklärung ein kurzer Blick auf die Chronik:

Am 09. Januar 2016 erscheint in der linksliberalen „New York Times” scheinbar überraschend ein Artikel, der den Rücktritt von Merkel fordert. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die „New York Times” stets die von Washington geforderte Merkel-freundliche Haltung propagiert.

Am 18. Januar 2016 verstärkt der Geopolitik-Spezialist und Chef der „Schatten-CIA” genannten Strategieberatung „Stratfor”, George Friedman, die Forderung nach Merkels Rücktritt in einem Interview auf dem Portal „Business Insider“. Friedman zählt mehrere, detailliert ausgearbeitete Gründe auf, die den Rücktritt Merkels als unumgänglich darstellen.

Am 19. Januar 2016 registriert die „Huffington Post” eine Revolte gegen Merkel und fragt: „Wie lange regiert Merkel Deutschland noch?”

Am 11. Mai 2016 schreibt die transatlantisch gesteuerte „Welt”: „Die Kanzlerin hat fertig.”

Schlußfolgerung und Auswertung: Die Diskussion höheren Ortes über eine Auswechselung Merkels scheint abgeschlossen zu sein. Der Hegemon hat mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Kriterien der Nachfolgeregelung festgelegt. Die dritte, unverbrauchte Reihe in der CDU verfügt über passende Kandidatenprofile, vom „islamkritischen“ Homosexuellen mit „Law and Order“-Attitüde bis zur mittelalten attraktiven Mutter.

Die Vertreter des Kollaborationsmilieus werden eine selbstständige Entscheidung treffen dürfen, allerdings nur innerhalb einer vorgegebenen Auswahlliste. Der Zeitpunkt der Durchführung hängt lediglich von einer taktisch sinnvollen Konstellation ab, die sich wahrscheinlich noch im Wahljahr 2017 ergeben könnte.

Angesichts der Unmöglichkeit, die AfD zu verhindern, bestimmt für sämtliche regierungskonformen Parteien aktuell nur ein Thema das taktische Vorgehen:

Wie läßt sich eine echte Gefährdung des bundesrepublikanischen Status quo verhindern – was muß geschehen, um die zukünftigen Erfolge einer ungefiltert oppositionellen AfD einzuhegen?

 

Man greift auf eine der historisch sehr alten, aber bewährten Taktiken zurück: Divide et impera durch Platzierung einer Scheinopposition.

Der operative Vorgang läuft wie seit Jahrzehnten schon bei Wahlen geübt immer im gleichen Stil ab: Die sogenannten konservativen Parteirebellen aller etablierten Parteien werden bei aufkommender Gefahrenlage aus ihren Löchern geholt, spulen ihre dem Volk aufs Maul geschauten Phrasen ab, verschwinden nach getaner Arbeit wieder bis zur nächsten Wahl und genießen ihre Belohnung in Gestalt eines hohen, steuerfinanzierten Lebensstandards.

Mit Hilfe dieses Schauspielzyklus soll dem Wähler vorgegaukelt werden, daß sich die Systemparteien reformiert und geläutert in der sogenannten seriösen Mitte neu justiert hätten. Der Wähler ist dankbar für das Theater und will – jedenfalls in Deutschland – wider jeden gesunden Menschenverstandes an das Märchen von einer erneuerten Partei glauben. In der bisher noch immer geheimen Wahlkabine hat sich der deutsche Wähler seit Jahrzehnten für den Systemerhalt, gegen die eigenen Interessen entschieden.

Bei den C-Parteien sind es Personen wie Gauweiler und Vertreter des Konservativen Aufbruchs, die Unterzeichner der Erklärung des Berliner Kreises oder einzelne Abgeordnete wie Klaus Peter Willsch.

Bei den Linken rebelliert scheinbar die Clique um Sarah Wagenknecht, bei den Grünen rücken Lokalpolitiker aus der Provinz an die Front.

An einem konkreten Beispiel soll im folgenden aufgezeigt werden, wie diese Taktik im politischen Alltag umgesetzt wird. Auf der Suche nach einem idealtypischen Vertreter der Spezie „Parteirebell” stößt man unweigerlich auf Klaus Peter Willsch.

Klaus Peter Willsch

Willsch ist Jahrgang 1961, sitzt seit 1998 im Bundestag und hat bei der Bundestagswahl 2013 als direkt gewählter Abgeordnete des Wahlkreises Rheingau-Taunus-Limburg mit 52,1 % der Erststimmen das drittbeste Ergebnis aller hessischen Bundestagsabgeordneten erzielt. In den Medien wird er als „Rheingauer Eurorebell” tituliert.

Wie wird man ein Parteirebell, der in Wirklichkeit als Scheinrebell funktioniert?

Die Ausgangslage beim Aufbau einer Parteirebellenidentität ist vergleichbar mit der Auswahl einer Spionin, die für eine verdeckte Anbahnung an eine männliche Zielperson gesucht wird. Die Spionin muß aus männlicher Sicht schön sein, der Scheinrebell muß aus Wählersicht außergewöhnlich nett wirken. Er soll sich als ehrlicher und glaubwürdiger Vertreter des bürgerlichen Milieus von der Negativauslese der parlamentarischen Mischpoke als Ausnahmeperson abheben.

Zusätzlich müssen über einen längeren Zeitraum politische Standpunkte geäußert werden, die bei dem Populus, dem immer noch existierenden völkischen Volk, auf Akzeptanz stoßen sollen.

Die wichtigste Fähigkeit ist aber jene, schauspielerisch so zu tun, als ob, aber ohne irgendwelche politische Folgen. Die Mutterpartei will auf keinen Fall in ihren Geschäften gestört werden. Der Scheinrebell muß, nachdem er von der Leine gelassen wurde, selbstständig erkennen, wann er wieder zurück in seinen Zwinger zu gehen hat.

Hält sich der Scheinrebell nicht an diese Regeln, verliert er sein steuerfinanziertes Einkommen und muß sich einen Broterwerb suchen. Das wäre bitter und kommt daher auch nur als Ausnahme vor.

Willsch verfügt über all diese Eigenschaften und Fähigkeiten. Er war sogar vor seiner parlamentarischen Karriere berufstätig.

In zahlreichen markanten öffentlichen Erklärungen gelang ihm die Entwicklung einer glaubwürdigen, oppositionellen Identität, aber selbstverständlich ohne Folgen für Wählerschaft und Mutterpartei.

  • Im Mai 2010 lehnte er das erste Griechenlandpaket ab.

  • Im Mai 2012 trat er in einer Allianz mit Schäffler von der FDP und anderen gegen den ESM an.

  • Im Mai 2014 sprach er als einer der ersten ein mögliches Bündnis mit der AfD an.

  • Im August 2015 veröffentlichte er sein Buch: „Von Rettern und Rebellen“. Dadurch erhielt er auch noch aus Sicht des durchschnittlich-informierten Wählers einen moralischen Ritterschlag.

  • Im November 2015 übte er sogar Kritik an der Politik der offenen Grenzen.

Wie von der Regie geplant, blieb jede Oppositionsgeste folgenlos und ermöglichte der Mutterpartei ein ungestörtes weiteres Herunterwirtschaften des Landes.

Bei so zahlreichen, öffentlich verlautbarten Oppositionsstandpunkten stellt sich dem bürgerlichen Wähler langsam, aber sicher die prinzipielle Frage: Könnte ein sogenannter „kritischer Bundestagsabgeordneter“ – also ein parteieigenes Feigenblatt – dem Führungskader der Mutterpartei und deren politischer Ausrichtung jemals wirklich gefährlich werden?

Die Grundsatzantwort eines klar denkenden Wählers sollte lauten:

Für die Mutterpartei kann niemals eine Gefahr drohen, solange das parteieigene Feigenblatt sich an seinen Auftrag hält.

Dieser Auftrag lautet zum Beispiel im Hinblick auf die Interessenslage der CDU:

Die Naiven, die Wirklichkeitsverweigerer, die Konfliktscheuen, die Umerzogenen und vom Schuldkult befallenen – kurz gesagt die typischen deutschen Wähler der letzten Jahrzehnte – müssen davon überzeugt werden, die CDU weiterhin mit allen Mitteln an der Macht zu halten, selbst wenn der Untergang des deutschen Volkes der Preis dafür sein sollte.

Wer sich für diesen Job wie Willsch nicht zu schade ist, wird mit einem überdurchschnittlichen Monatsgehalt ohne weiteren Leistungsnachweis belohnt. Wenn das Theater lange genug funktioniert, kommt noch eine Verrentung hinzu, von der die meisten Deutschen nur träumen können.

Das aktuell vorrangige Einsatzziel in 2017 verlangt von einem CDU-Feigenblatt: Die Wähler müssen animiert werden, weiterhin die CDU zu wählen, und sei es als kleineres oder kleinstes Übel.

Bei Mißlingen dieser Vorgabe lautet das Ersatzziel: Ist es für eine Animation des Wahlvolkes bereits zu spät, muß zumindestens der Gegner in einer Weise bekämpft und eventuell kriminalisiert werden, daß er für das Wahlvolk als unwählbar erscheint.

Eine weitere, übergeordnete Funktion des Scheinrebellen besteht darin, die Zersetzung der Zielpartei zu beschleunigen. Er wird versuchen, sich die innerparteilich konkurrierenden Interessen zu Nutze zu machen. Das Ziel ist die Zerstörung der Führungsfähigkeit innerhalb der AfD.

Die innerparteilich rivalisierenden und stark mobilisierten Lager garantieren dauerhafte Zwistigkeiten, welche die AfD für den Einfluß und erpresserischen Druck von außen anfällig machen. Besonders das Lager der reformwilligen, konfliktscheuen, nach Ämter lechzenden Gemäßigten strahlt eine hohe Verwundbarkeit aus.

Die Gegner erkennen intuitiv das schwächste Kettenglied und greifen die Nasenringträger unter den AfD-Vorständen mit moralisierenden Vorwürfen an.

Das ist der Ansatzpunkt für den Pseudorebellen, sich dem Lager A, den Guten, als Gesprächspartner und Unterstützer anzudienen. Er kann zahlreiche Lockmittel ausstreuen: Posten, Regierungsbeteiligung, öffentliche Reputation und respektvolle Behandlung in der Systempresse.

Der Scheinrebell instrumentalisiert in seinen öffentlichen Verlautbarungen moralische Aspekte des Völkerrechts, der UNO, der EU und des allgemein unscharfen Begriffs der Humanität. Unauffällig hält er zahlreiche Stöckchen hin, über welche die Führungskader der AfD springen sollen. Und viele werden bereit sein zu springen.

Haben sie erst einmal ein Mandat für mehrere Jahre ergattert, werden sie sich nicht daran stören, wenn die Basismitglieder sie im Nachhinein als „Kotau-Luschen” beschimpfen.

Daß es so kommen wird, ist mehr als wahrscheinlich, denn: In den AfD Führungskadern haben sich jetzt schon Karrieristen festgesetzt, die den Lockrufen des Scheinrebellen nicht widerstehen wollen. Ihr Umfallen bezeichnen diese parteiinternen Emporkömmlinge als Professionalisierung, Realpolitik oder pragmatische Zugeständnisse zwecks Entwicklung der AfD zu einer Volkspartei.

Der Scheinrebell kann, wenn es gut läuft, das Lager der „Anständigen“ so weit stärken, daß das alternativ-oppositionelle Lager tief in die Defensive gerät. Diese Gruppe wird dann nicht mehr fähig sein, die Parteilinie mitzugestalten. Um das zu erreichen, darf sich der Scheinrebell mit seiner Kritik an der Mutterpartei sehr weit aus dem Fenster lehnen. Solange er mit seiner Scheinkritik an der Mutterpartei die Konkurrenz lähmt, läßt ihn seine Mutterpartei gewähren.

Voraussetzung für diesen Spielraum ist jedoch, daß der CDU-Scheinrebell ein zutiefst loyales Mitglied der CDU sein muß. Die Lage der CDU muß so stabil sein, daß sie sich diesen Toleranzspielraum leisten kann. Anderenfalls würde man ihm diese Rolle nicht gewähren.

Hat sich an der Stabilität der CDU etwas geändert?

Wie sehen die Zukunftsaussichten dieser Partei unbeschönigt und realitätsgenau aus?

Wie ist die aktuelle Lage der CDU?

Panik breitet sich langsam aus. Das Legitimitätsproblem als Regierungspartei läßt sich nicht mehr vertuschen – weder innenpolitisch noch außenpolitisch.

Aus innenpolitischer Perspektive wird die Lage für die CDU täglich aussichtsloser:

  1. Größere Verluste von lukrativen Mandaten drohen –

  2. die Diskrepanz zwischen gleichgeschalteten Medienveröffentlichungen und den Alltagserfahrungen der Bürger läßt sich immer schwerer vertuschen –

  3. selbst beim öffentlichen Diskurs erlebt man aktuell die Auflösung der Kontrolle darüber, ob, und wenn ja, welche Themen überhaupt diskutiert werden dürften –

Außenpolitisch ist der Verlierer-Kurs der CDU nicht mehr korrigierbar:

  • in Europa ist das Wachstum jener Parteien zu beobachten, die nicht einfach nur EU-kritisch sind, sondern welche die Projekte Entnationalisierung und Umvolkung strikt ablehnen –

  • für die EU-Kommissare und die sie stützenden Parteien wird es zunehmend aussichtslos, die wirtschaftlichen, kulturellen und sicherheitsrelevanten Folgen der Entnationalisierung und des gezielten Völkeraustausches zu verschleiern –

  • die Propaganda- und Desinformationsmonopole schwächeln – keine Institution ist noch in der Lage zu verhindern, daß die einer Kontrolle sich entziehenden technischen Kommunikationsmöglichkeiten einer Oppositionsbewegung immer ausgereifter und bei den Völkern populärer werden –

Weil die CDU immer weniger imstande ist, mit politischen Konzepten zu punkten, ist sie gezwungen, die Inszenierung von Scheinopposition voranzutreiben. Bisher hatte diese Taktik bei jeder Wahl Erfolge erzielt.

Der pseudorebellierende Mandatsträger oder Parteifunktionär erhält den Status eines Außenseiters und „mutigen Querkopfes“. Dieser angeblich nicht Angepaßte, aber daher höchst Glaubwürdige, bemüht sich bei den durch die Medien desinformierten Wählern um den Eindruck, er sei in der Lage, ein richtiges Leben im falschen zu führen.

Leider wird in der Wählerschaft in Folge der Gehirnwäsche nicht erkannt oder sogar bewußt ausgeblendet: Der Außenseiter wird als Außenseiter von der Mutterpartei nur aufgrund seiner einzigen taktischen Funktion geduldet.

Der naive oder sonstig gehandikapte Wähler soll in dem Feigenblatt eine Vorhut für die herbeigesehnte Richtungsänderung der CDU bzw. der gesamten deutschen Politik sehen.

Tatsächlich handelt es sich bei dem Feigenblatt aber nicht um eine Vorhut, sondern um eine Nachhut, die der herrschenden Nomenklatura die notwendige Rückendeckung gewähren soll.

Zusätzlich gestattet dieser Scheinpluralismus allen gleichgeschalteten Medien, den Alibi-Querdenker als sympathischen Sprecher einer hochmoralischen Gegenöffentlichkeit zu verkaufen, wogegen die tatsächlichen, wahrhaften Kritiker als Kriminelle und Hetzer dargestellt werden.

Im Gegensatz zu dem Alibi-Pluralismus eines angeblichen Enfants terribles innerhalb der CDU war der mittelalterliche Hofnarr eine ehrliche Erscheinung. Der Hofnarr hatte tatsächlich nur die eine Funktion, im Schutze der Narrenkappe punktuell die Wahrheit zu sagen, nicht dem Regime eine Scheinlegitimität zu ermöglichen.

Wie hoch sind die Erfolgsaussichten, daß die Regisseure in den Wahlkampfbüros der Systemparteien auch diesmal ein überzeugendes Theaterstück abliefern?

Die Aussichten für ein CDU-Feigenblatt werden in den kommenden Monaten immer düsterer werden – der September 2017 könnte aus CDU-Sicht ein schwarzer September werden, falls eine nicht weichgespülte AfD dafür sorgt, daß die Öffentlichkeit nur eine Frage beschäftigt: Wie lange dauert es, bis die CDU dort steht, wo jetzt schon die Democrazia Christiana liegt?

Das Spiel mit getürkten Rollen wird nicht mehr funktionieren. Der angebliche Außenseiterstatus wird mittlerweile täglich entlarvt. Jeder scheinbar kritische Bundestagsabgeordnete – also jedes CDU- Feigenblatt – war niemals Dissident, wie von den Medien behauptet, sondern tatsächlich immer nur übelster Konformist und getarnter Kämpfer für eine Politik, die sich gegen die Interessen des deutschen Volkes richtet.

Die Pseudorebellen tragen persönlich erhebliche Schuld daran, daß die bodenlose Verantwortungslosigkeit des herrschenden Regierungskartells nicht früher vom deutschen Durchschnittswähler erkannt und gestoppt werden konnte.

Allerdings sind angesichts des aktuellen politischen Umbruches selbst die Scheindissidenten in der CDU nicht mehr zu einer taktischen Selbstkorrektur fähig, um sich der aktuellen Lage anzupassen. Dieser Mangel unterscheidet sie von den Wendehälsen in der Spätphase der untergehenden sowjetischen Besatzungszone. Als die Bonzen in Wandlitz merkten, daß sie sich in eine aussichtslose Lage manövriert hatten, versuchten die SED-Kader die Fronten zu wechseln oder sich in Nischen zu flüchten.

Bei den immer häufiger bekannt werdenden Gesprächsangeboten der Pseudorebellen an die AfD geht es ihnen meistens weniger um einen Frontwechsel. Ihre Anfragen bedeuten nicht, daß die Ratten das sinkende Schiff verlassen wollen.

Nicht die Ratten verlassen das sinkende Schiff, sondern die Ratten versuchen, die AfD auf das sinkende Schiff hinüber zu hieven, um das Schiff wieder flott zu bekommen.

Über den richtigen Umgang mit Pseudorebellen

Fest steht: Die Ära der Scheinopposition geht dem Ende entgegen. Niemand aus der kritischen Wählerschaft nimmt das Theater noch ernst. Jedoch darf Eines niemals vergessen werden:

  • Jeder Alibi-Querkopf muß die volle Verantwortung für die Folgeschäden einer Regierung übernehmen, der er als Scheinoppositioneller bis über den Scheitelpunkt ihrer Macht hinaus treu gedient hat.

  • Die perfide und verlogene Vorgehensweise verstärkt die Schuld jedes angeblichen Parteirebellen.

  • Parteirebellen sind keine Mittäter, sondern Haupttäter, die jetzt versuchen, in die Opferrolle zu flüchten.

Wie sollten Vertreter einer alternativen Politik auf die Taktik reagieren, mit Hilfe von „Parteirebellen“ die Oppositionskräfte weich spülen zu lassen?

Die Parole zur Einleitung einer Absage mit Gegenangriff könnte lauten:

Verschwindet – Ihr Rebellen-Fuzzis sämtlicher Systemparteien seid erkannt, verbraucht und für echte Oppositionelle nur Witzfiguren – vae victis.

 

 

 

Der Vortrag wurde am 18. Oktober 2016 im Rahmen einer Veranstaltung des Kreisverbandes der AfD in Fulda gehalten.

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